Bei Beginn des Projektes hatte bereits das fünfte Kriegsjahr begonnen. Hunderttausende waren gestorben und mehrere Millionen Menschen hatten ihre Heimat verlassen, viele von ihnen ins Exil. Es zeichnete sich ab, dass sich die Konfliktlinien zunehmend mit den Trennlinien zwischen verschiedenen religiösen Bekenntnissen sowie ethnischen Gruppen überschnitten, was sich auch im Umgang von Menschen aus unterschiedlichen Gruppen spiegelte – in Syrien selbst aber auch im Exil. Hiwarat e.V. (ehemals Friedenskreis Syrien e.V.) ist aber überzeugt, dass jeglicher demokratischer (Wieder-)Aufbau des syrischen Staates einer aktiven Beteiligung aller Syrer*innen bedarf. Auf längere Sicht kann nur mit den Kräften der Syrer*innen selbst ein existenzfähiger, selbständiger Staat aufgebaut und zusammengehalten werden. Die Mitwirkung aller gesellschaftlichen Gruppen ist eine Grundvoraussetzung, um einen dauerhaften und stabilen Frieden zu ermöglichen. Der Weg dorthin mag lang sein und der Zeithorizont dafür noch nicht absehbar, aber die Vorbereitungen für den Wiederaufbau nach Beendigung des Krieges sollten schon jetzt beginnen. Diejenigen, die Schutz in Deutschland und anderen europäischen Staaten gesucht haben, müssen einbezogen werden. Syrien braucht aktive junge Bürger*innen, die ihr Heimatland mit Visionen und Leidenschaft – aber auch gestützt auf praktische Erfahrungen der zivilgesellschaftlichen Teilhabe – wieder aufbauen.
Ziel des Projektes war es, eine Haltung des bürgerschaftlichen Engagements zu entwickeln und zu fördern. Dies sehen wir als eine wichtige Grundlage für den zukünftigen Wiederaufbau von Syrien nach Beendigung des Konflikts. Gleichzeitig unterstützen die im Workshop erlernten Techniken aber auch dabei, in lokalen Gemeinschaften in Deutschland oder anderen Gesellschaften aktiv zu werden und diese mitzugestalten.
Zielgruppe des Projekts waren junge Syrer*innen aller Konfessionen, Ethnien und anderer Hintergründe im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, die während der letzten fünf Jahre nach Deutschland gekommen waren.
Der Workshop “Identitäten verstehen und Konfessionalismus überwinden” (3.6. – 6.6. 2016) war das erste Modul des Programms, das thematisch sowohl Konfliktprävention und -managment als auch Fortbildungen/„capacity building“ beinhaltete. Es wurden Akteure aus Bereichen wie Verwaltung, Wirtschaft, Bildung, Politik und Medien einbezogen und somit den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben, praktische Erfahrung aus unterschiedlichen Berufsfeldern zu sammeln und einen Austausch mit Expert*innen zu führen. Weiter ermöglichte das Programm, Ideen zu entwickeln und ein übergreifendes Netzwerk zu bilden, wofür den Teilnehmenden eine gruppeninterne Kommunikationsplattform bereitgestellt wurde. Das Programm zielte darauf ab, das Führungskräftepotential für einen zukünftigen demokratischen Aufbruch und den Wiederaufbau des syrischen Staates zu stärken.
Die Teilnehmenden waren eingeladen, Stereotype zu hinterfragen und über bestehende oder angenommene ethnische und konfessionelle Trennlinien hinaus zu schauen. In interaktiven Blöcken wurde gemeinsam über individuelle und Gruppen-Identitäten sowie die Konstruktion dieser Identitäten reflektiert. Es wurden Verhandlungstechniken eingeübt, die es ermöglichen, Bedürfnisse zu erkennen und gemeinsame Interessen zu formulieren. Weiter wurde an Kompetenzen gearbeitet, die zu der Gestaltung einer offenen, affirmativen gesellschaftlichen Umgebung beitragen können. Der/die Einzelne benötigt Raum, sich aktiv und konstruktiv am Leben einer Gemeinschaft zu beteiligen.
In Vorbereitung auf den zweiten Teil des Programms wurde den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben, sich mit dem Entwurf eines Projektvorhabens um eine Mikro-Förderung zu bewerben.
Hier findet Ihr Eindrücke von dem Workshop
Young Leaders for Syria ist ein Gemeinschaftsprojekt von Hiwarat e.V. (ehem. Friedenskreis Syrien e.V.), den Citizen Diplomats for Syria e.V und The European Foundation for Democracy
Weitere Informationen und Fragen unter: youngleaders@diplomatcitizen.com